#191 Keinen Pixel den Faschisten (mit Björn Hennig & Benjamin Strobel)

Hinweis: Alle Folgen des Pixeldiskurs-Podcast sind mittlerweile im /media/rep archiviert.

Auch in dieser Woche wenden wir uns noch mal dem Thema Rechtsradikalismus zu. Hinter dem Slogan Keinen Pixel den Faschisten steht nämlich eine Initiative, die sich um eine inklusive und dezidiert antifaschistische Spielkultur bemüht. Mit Björn Hennig und Benjamin Strobel, die aktiv bei der Initiative mitwirken, diskutieren wir über fundamentale Wertekonflikte, über den Unterschied zwischen identitätsbezogener und verhaltensbezogener Exklusion sowie über vermeintlich unpolitische Räume.

Außerdem geht es um Fran Bow, um ‚Gamer‘ als identitätsbildender Begriff und Penisbrüche.

[podbean type=audio-rectangle download=1 version=1 height=122 resource=“episode=kihp4-dd6e6b“]

Inhalt:

00:00 – 00:25 Spielewoche
00:25 – 01:07 Presseschau
01:07 – 02:01 Thema der Woche

Shownotes:

avatar

Über Tobias Klös

Tobias Klös (tk), Master of Arts (M.A) Erziehungs- und Bildungswissenschaft ist Redakteur bei pixeldiskurs.de und Co-Host des Pixeldiskurs Podcasts. Interessen: Gamification und Game Based Learning

avatar

Über Stefan Heinrich Simond

Stefan Heinrich Simond (shs) publiziert und unterrichtet im Bereich der Game Studies am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Er promoviert zur Konstruktion psychischer Krankheiten und psychiatrischer Institutionen in digitalen Spielen, ist Chefredakteur bei pixeldiskurs.de und hostet den wöchentlichen Pixeldiskurs-Podcasts.

avatar

Über Natascha Balduf

Natascha Balduf (nb) hat an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Master Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft studiert und promoviert gegenwärtig am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg zur Darstellung geschlechtlicher Körper in digitalen Spielen.

9 comments

  1. Ich hab nach einer ganzen Stunde über „kein Pixel den Faschisten“ immer noch nicht ganz verstanden was man darunter jetzt genau verstehen soll. Gibt es konkrete Projekte oder reduziert es sich tatsächlich auf das Gegenseitige Schulter-Klopfen? Es wird so getan als wäre es etwas ganz Neues sich gegen Rassismus und Sexismus zu äußern. Dabei machen das Menschen im Gaming-Bereich schon seit etlichen Jahren auch ohne ein bestimmtes „Label“..
    Und dass Nazi-Profile auf Steam nicht tolerierbar sind, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Dass es da irgendetwas aufzuklären gibt bezweifle ich mal.

    1. Die Initiative steht freilich am Anfang ihrer Aktivität, deshalb ist, was genau darunter zu verstehen ist, vielleicht auch noch nicht hinreichend klar. Konkret gehen aus dem Interview wohl drei zentrale Funktionen hervor:
      (1) Öffentlichkeitsarbeit, um für das Thema zu sensibilisieren. Konkret werden auf dem Blog der Initiative aber auch auf externen Plattformen Beiträge veröffentlicht, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
      (2) Anlaufstelle, um Betroffene zu unterstützen. Konkret soll man sich an die Initiative wenden können, falls man Ziel gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wird (Rassismus, Sexismus, Homophobie etc.).
      (3) Vernetzung, um Communities und Plattformen inklusiv zu gestalten. Dazu gehört vor allem, dass diejenigen Akteure, die das Statement unterzeichen, ein symbolisches Bekenntnis abgeben, in ihren Communities keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu dulden. Der Austausch darüber, wie man das konkret tun kann, ist ebenfalls Teil der Initiative.

      Etwas Neues ist die Bestrebung als solche freilich nicht. Die Ausgestaltung als Initiative mit den obigen Funktionen kann aber vielleicht vereinzelten Akteure in ihrem Engagement unterstützen.

  2. Wieder mal eine äußerst interessante Folge, vielen Dank!

    Ein paar kurze Gedanken / Kommentare, die mir während des Hörens gekommen sind:

    Ich bezeichne mich selbst für gewöhnlich auch nicht als Gamerin, ebenfalls wegen der negativen Konnotation. Allerdings nutze ich den Begriff hin und wieder absichtlich, wenn Menschen zum ersten Mal davon erfahren, dass ich Videospiele spiele und überrascht bis irritiert darauf reagieren. In diesem Fall verwende ich das Wort „Gamer(in)“ tatsächlich in der Hoffnung, damit eine im Kopf meines Gegenübers bestehende Konnotation zumindest ein wenig aufzuweichen. Das tue ich allerdings nur, wenn mich mein Gegenüber schon lange genug kennt um dann selbst feststellen zu können, dass die klischeehaften „Gamer-Attribute“ nicht auf mich zutreffen.

    Dass es keinen digitalen Gamescom Congress gibt, irritiert und enttäuscht mich sehr. Ich ging eigentlich fest davon aus, dass dieser als Format auch einen Platz finden wird. Tatsächlich kann ich die Beweggründe für diese Entscheidung auch nicht nachvollziehen. Äußerst schade. Freilich wären die sehr wertvollen persönlichen Begegnungen ohnehin weggefallen; den „Input“ hätte ich aber zumindest trotzdem gerne mitgenommen…

    Euer Gespräch mit Ben und Björn war von vorne bis hinten sehr hörenswert. Hier wollte ich gerne einfach nochmals die Wichtigkeit der Trennung zwischen Person und Verhalten unterstreichen, die erfreulicherweise ja auch zur Sprache kam und die grundsätzlich für jede Form der Auseinandersetzung von großer Bedeutung ist.

    Habt eine schöne Woche!

    1. Vielen Dank für deine Ergänzungen!

      Die Debatte um den Gamer-Begriff ist in der Tat recht spannend. Für das, was üblicherweise damit bezeichnet wird, ist der Begriff erstaunlich umstritten. Und ich kann mich, um ehrlich zu sein, mit keiner bislang vorgetragenen Perspektive so wirklich identifizieren.

      Die vermeintlich deskriptive Definition, ‚Gamer‘ seien schlichtweg Personen, die Computerspiele spielen, erscheint mir verkürzt. Denn wenngleich meine Mutter regelmäßig Candy Crush spielt, würde sie sich wohl kaum als ‚Gamer‘ verstehen und ist auch nicht gemeint, wenn gemeinhin von ‚Gamern‘ die Rede ist. Es würde also, meiner Einschätzung nach, den Begriff verflüssigen, jede Person, die in irgendeiner Weise ein Computerspiel (ge)spielt (hat) als ‚Gamer‘ zu bezeichnen.

      Allerdings bin ich auch skeptisch gegenüber der Behauptung, der Begriff sei grundfalsch und müsse aufgegeben werden. Sicherlich gehen negative Konnotationen damit einher: vom Kellerkind, über potentielle Gewalttäter, bis hin zu misogynen Dudebros. Das sind Konnotationen, die aus kulturhistorischen Entwicklungen resultieren und nicht ohne Weiteres abgeschüttelt werden können.

      Die Bestrebung, sich der Stereotypisierung zu entledigen, gibt es ja durchaus; etwa im Kontext der Kampagne „So sehen Gamer aus“ und dem zugehörigen Hashtag, unter welchem vorwiegend Personen Bilder von sich posten, die dem gängigen Stereotyp in der ein oder anderen Weise widersprechen. Ähnlich gelagert, wenngleich ökonomischer ausgerichtet, erscheint mir das Mantra, ‚wir seien im Grunde alle Gamer‘. Damit ist oftmals ja konkret gemeint: Wir sind alle Zielgruppe.

      Ich frage mich schlicht, ob es nicht möglich ist, Personen als ‚Gamer‘ zu bezeichnen, die sich intensiv mit dem Medium beschäftigen, entsprechende soziokulturelle Verbindungen knüpfen, sich mit den Entwicklungen der Branche befassen und diese Ertüchtigungen auch als einen wie auch immer gearteten Bestandteil ihrer Identität betrachten. So könnte man, das wäre zumindest meine Hoffnung, einen Raum des völlig legitimen Gamerdaseins ermöglichen.
      Vielleicht übersehe ich dabei zentrale Aspekte, aber soweit zumindest mein Gedankengang.

      1. Ich frage mich ob es nicht doch sinnvoller ist den Begriff zu retten. Es gibt Begriffe und Konzepte die sind voraussichtlich verloren, aber genauso wie man den Heimatbegriff nicht den Rechten überlassen sollte, sollte man ggf. den Begriff Gamer positiv aufladen. Dann steht ‚Gamer‘ als Ausdruck für Vielfalt, Toleranz, Fairplay und heterogene digitale Spiel-Kultur.

      2. Lieber Stefan,

        vielen Dank für die ausführliche Darlegung deines Gedankengangs! Dem kann ich im Grunde genommen gar nichts mehr hinzufügen, sondern mich nur vollumfänglich anschließen. Deinen Vorschlag zur „Neuprägung“ des Gamerbegriffs mit den von dir genannten „Kriterien“ möchte ich gerne unterstützen. Es wäre in der Tat äußerst erfreulich, wenn ein so gearteter und konnotierter Gamer-Begriff Einzug in der breiten Öffentlichkeit halten könnte.

        Lieber Tobi, da bläst du ja genau ins gleiche Horn. 🙂

  3. Hi Stefan,

    In der Folge erwähnst du ganz am Anfang, dass du Octopath Traveler abgeschlossen hast aber es kein für die Figuren zusammenhängendes ende gibt.
    Und nun frage ich mich, hast du dich mit dem Nebenquests in der Welt beschäftigt?

    Es gibt nämlich noch ein großes Ende im Zusammenhang mit Homburg (mehr möchte ich nicht sagen, weil das ein Spoiler wäre).

    Und da gibt es auch nochmal einen großen Endboss, den man mit allen Figuren „gleichzeitig“ bekämpfen muss.

    Hast du den gefunden? Und wenn nicht, hast du es evtl. doch noch vor?

    Der Weg dahin ist alles andere als offensichtlich und ich habe ihn nur mit Hilfe des Internets gefunden.

    Liebe Grüße

    Stefan

    1. Oh, wow, vielen Dank für den Hinweis! Ich habe alle Sidequests gemacht, die mir begegnet sind und das waren schon wirklich viele. Hinzu kamen dann noch, wie ich feststellen musste, einige Epiloge, die als Sidequests erst nach dem Abschluss der jeweiligen Stories freigeschaltet werden und über die auch nur zufällig gestolpert bin.

      Von dem übergreifenden Abschluss wusste ich tatsächlich nichts. Nachdem die Credits liefen, haben ich noch mal Atlasdam besucht, um nach etwaigen Epilogen für Cyrus zu schauen, der meine Hauptfigur war, bin allerdings nicht fündig geworden. Dann werde ich wohl noch mal online nachschauen, was es mit dem übergreifenden Ende auf sich hat, denn das klingt durchaus spannend. Jetzt habe ich schon 120 Stunden investiert, da gönne ich mir auch noch die Kirsche auf der Torte 🙂

      Vielen Dank nochmal!

Schreibe einen Kommentar