Als Pokémon GO im Jahre 2016 startete gab es sicherlich einige Schwierigkeit. Es häuften sich Bugs, Unklarheiten und ein Spielsystem, das schnell ermüdete. Doch der Hype, der um Pokémon GO entbrannte ließ den Titel erblühen. Pokémon GO erklomm den Thron der App Stores dieser Welt mit einem Umsatz von bis zu zwei Millionen Dollar pro Tag. Das Entwicklerstudio Niantic baute Pokémon GO beständig aus, gab jedoch ebenfalls bekannt, in neue Richtungen expandieren zu wollen. Mit Harry Potter: Wizards Unite geht nun der vierte Titel von Niantic an den Start; mit ähnlichem Spielprinzip und offizieller Harry Potter-Lizenz. Wir diskutieren, ob Niantic aus ihren Fehlern gelernt haben und ob Wizards Unite eine Chance im Augmented Reality-Segment hat.
Außerdem geht es um die Übersättigung des Marktes mit Live Services, den Wegfall der Förderung für die deutsche Games-Branche und darum, dass (s)ich alles ändern muss.

Inhalt:
00:00:00 – 00:11:48 Spielewoche
00:11:48 – 00:47:35 Presseschau
00:47:35 – 01:25:49 Thema der Woche
Shownotes:
- Eine Korrektur: In der ersten Version dieses Artikels haben wir Wizards Unite fälschlicherweise als den zweiten Titel von Niantic bezeichnet. In der Tat handelt es sich aber um den vierten Titel; zuvor erschienen Field Trip (2012), Ingress (2012) und Pokémon GO (2016).
- „Männer sind Abfall“: Razer trennt sich nach Tweet von Streamerin (Harry Potter: Wizards Unite)
- Single-player games might be safer bets than live games in 2019 (Daniel Friedman)
- Bundeshaushalt 2020: Scheuer plant ohne Games-Förderung (GamesWirtschaft)
- Bei ca. Minute 24 sprechen wir kurz über die Rolle von Petra Fröhlich bei gameswirtschaft.de. In der Tat war uns zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht bewusst, dass Petra Fröhlich gameswirtschaft.de tatsächlich gegründet hat und bereits seit 2015 leitet.
Bezüglich der men are trash-Debatte sehe ich das etwas kritischer als ihr. Drei Dinge finde ich problematisch, die man in ihrer Gesamtheit sehen muss:
1. Wenn man Menschen als Abfall bezeichnet, ist das nicht nur eine gewöhnliche Beleidigung, sondern eine Entmenschlichung. Die Gleichwertigkeit aller Menschen ist die Basis für jedes menschliche Zusammenleben. Das sollte eigentlich Konsens sein.
2. Anders als bei euren Beispielen hat sie sich auch nicht nur gegen die Täter gerichtet, sondern eben pauschal gegen alle Männer nur aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit.
3. Das kann man auch nicht nur mit einer emotionalen Ausnahmesituation entschuldigen. Meiner Meinung nach zeigen Leute in emotionalen Ausnahmesituation eher ihr wahres Gesicht und das lässt mich befürchten, dass „men are trash“ tatsächlich ihre innere politische Überzeugung ist, die halt in solchen Situationen zum Vorschein kommt. Wer nicht glaubt, dass Männer Abfall sind, der wird das auch unter Stress nicht plötzlich sagen.
Die Entlassung ist natürlich trotzdem eine sehr harte Entscheidung. Mir ist auch klar, dass diese Entscheidung wohl weniger mit menschenfreundlichen Überzeugungen von Razer zu tun hat, sondern mit Druck durch potentiell auch rechtslastige Shitstorms im Internet. Allerdings hat sich Cattuzzo durch ihre Ideologie angreifbar gemacht. Diese kann man wohl auch nicht durch eine unterstützende Beratung ändern. Sicherlich wäre trotz allem ein Signal durch Razer angemessen gewesen, dass man sexistische Beleidigungen gegen MitarbeiterInnen nicht akzeptiert.
Hm, nun…bezüglich meiner generellen Position zur ‚men are trash‘-Rhetorik habe ich mich ja schon hinreichend geäußert. Ich sehe die Sache also auch ambivalent, wenngleich auch aus teilweise anderen Gründen als du.
Bezüglich der ‚Enttarnung innerer Überzeugungen‘ wäre ich allerdings vorsichtig. Denn es lässt sich ziemlich schlecht sagen, was das ‚wahre Gesicht‘ ist und für die Debatte spielt dies meines Erachtens nach auch keine wirkliche Rolle. Es gibt ja durchaus Situationen, in denen Menschen im Affekt Äußerungen tätigen, die möglicherweise so nicht gemeint waren oder die zumindest einer Präzisierung bedurft hätte. Die allgemeine Twitter-Polemik ist dem natürlich nicht zuträglich. Das bedeutet aber meiner Einschätzung nach noch nicht, dass es sich um ein ‚wahres Gesicht‘ handelt, sondern dass schlicht andere Kommunikationsmuster gewählt wurden; in diesem Falle eine reichlich pauschale, wenngleich in ihrer Prämisse verständliche Verteidigung. Es ist, und das scheint mir wichtig, eben auch Teil der Geschichte, dass sie sich entschuldigt hat.
Damit die Sache nicht in das Fahrwasser von victim shaming gerät, finde ich, dass Razer unbedingt sich auch hätte dazu äußern müssen, wie eigentlich damit umgegangen werden soll, wenn Mitarbeiter oder enge Geschäftspartner dergleichen Sexualisierungen ausgesetzt sind. Damit wäre ein deutlich stärkeres Zeichen gesetzt als mit der Distanzierung von einer Person, die sich dafür entschuldigt hat, ‚men are trash‘ getweetet zu haben.