Von der ersten Sekunde an farbenfroh beleidigt zu werden kann keinem Teamspiel zuträglich sein. Anhand von Overwatch diskutieren wir mit Nils Bernd Michael Weber die beständige Flamer-Kultur und deren diskriminierende Würze.
Außerdem geht es um Technoscience, das Pokémon Go-Fest und Mandalas.
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Inhalt:
00:00:00 – 00:15:32 Unsere Spielewoche
00:15:32 – 00:37:40 Presseschau
00:37:40 – 01:14:50 Thema der Woche
01:14:50 – 01:25:50 Hörerkommentare
Shownotes:
- Paidia-Sonderausgabe (Die Darstellung von Wissenschaft, Forschung und Technologie in digitalen Spielen) (herausgegeben von Arno Görgen und Rudolf Inderst)
- Der Technologiebaum als Reproduktionsort wissenschaftlich-technischer Narrative (Annie Rothenhäusler)
- The Overwatch dialogue that everyone remembers but doesn’t exist (Patrick Dane)
- Website von Nicki Case
- „new cycles, vicious cycles, infinite cycles“ (Alexander Henß)
- Outro: Phillip Groß – Hollywood Fox (Katerstimmung)
Als jemand der Overwatch zwar nicht sehr häufig, aber dann doch sehr gerne spielt, möchte ich auch meine Sichtweise auf die Dinge darlegen. Ich bin keiner der viel FPS spielt, aber ab und an kaufe ich mir dann doch ein Battlefield, CS:GO (wobei das wieder eine eigene Geschichte ist) oder eben auch Overwatch. Bitte denkt daran, dass ich deswegen keinen so großen Einblick in die FPS-Szene habe wie einige andere.
Ja, die Community ist toxisch. Nein, ich denke nicht, dass dadurch das Spielverhalten auf lange Sicht geschädigt wird. Und ich möchte sagen warum ich genau der Meinung bin. Ich habe folgendes beobachtet:
Wer die Overwatch-Community für besonders schlimm hält, hat wohl noch nie einen Blick auf LoL, Dota 2 oder Rocket League geworfen. Dort wird die Troll- und Beleidigungskultur geradezu kultiviert, was mir besonders bei Rocket League den Spaß ziemlich schnell verdorben hat. Overwatch ist dagegen Kindergarten.
Ein größeres Problem ist meiner Meinung nach erst einmal die Zielgruppe. Aufgrund des eher bunten und comichaften Erscheinungsbilds wirkt es auch für jüngere Spieler anziehen. Der beste Beweis hierfür ist, dass mich unzählige Mal von irgendwelchen 12jährigen Franzosen, die es meinen besser zu wissen beleidigen lassen müssen. Vor allem die jüngeren Spiel denken, sie müssen durch besonders derbe Ausdrucksweise beweisen, wie erwachsen sie doch sind. Zum anderen sind die Spielmodi sehr geeignet für Gelegenheitsspieler, die am Abend einfach ein paar Runden spielen möchten. Leider ist hier die Schnittmenge auch ziemlich groß mit denen, die sich jedes Jahr das neue CoD und Fifa kaufen, zwei Spiele die sich ganz anders als Overwatch spielen. Wer bei den anderen beiden oft gewinnt, wird schnell frustriert sein, wenn er merkt, dass Overwatch so nicht funktioniert. Und dieser Frust wird dann eben an den Mitspielern ausgelassen…
Alle Spiele mit Ranked-Modus haben ein Problem mit Trollen und anderen Idioten. Denn das Stufensystem lässt dich im Glauben, irgendwann zur Elite zu gehören. Es gibt einfach viel zu viele, die glauben wenn sie besser als die ganzen Noobs (=alle anderen) sind, werden sie irgendwie automatisch Pro-Gamer. Und wenn sie merken, dass es so natürlich nicht geht, werden sie ausfallend, weil ja alle anderen Schuld sind, dass sie keine Karriere im Gaming machen…
Ich möchte jetzt nicht auf „Warum gibt es überhaupt Leute, die anderen das Spiel kaputt machen wollen“ und den ganzen Kram eingehen, das haben andere schon deutlich besser gemacht. Ich glaube aber einfach, dass wenn man dem Spiel noch mehr Zeit gibt, es sich von alleine wieder verbessert. Irgendwann kommt das nächste gehypte Spiel, wieder mit den gleichen Belohnungsmechaniken und es geht für diese Leute wieder von vorne los. Meiner Beobachtung nach sind Trolle und andere Spielverderber zwar immer zahlreich, allerdings geht das auch mit einem großen Hype des Spiels einher. Wenn dieser nachlässt, gehen auch die Trolle weiter. Und die 12jährigen Franzosen und Russen sind sowieso in zwei Wochen wieder weg, wenn ein neues F2P-Mobilgame rauskommt. Und Blizzard möchte ja auch seine Mechaniken zum Melden und Bannen von toxischen Spielern verbessern. Wobei dass eher dem esport geschuldet ist. Hier hat meiner Meinung nach Blizzard einfach zu spät geschalten und sich den toxischen Teil der Community sehr ausbreiten lassen. Und jetzt, wenn es anfängt mit der OW-League müssen sie jetzt den ganzen Müll an Flamern und Vollidioten aufräumen um überhaupt eine Basis für zukünftige Profis nicht zu verschrecken. Und wenn du dir anschaust, wie die Community teilweise miteinander umgeht…ich würde da kein Team für das Geld reinschicken.
Ich kann alle verstehen, denen Overwatch durch Trolle madig gemacht wurde, aber die Community ist in den allergrößten Zügen freundlich und hilfsbereit. Vielleicht haben mich meine persönlichen Mobbingerfahrungen abgehärtet, aber wer sich von der schlechteren Seite der Online-Gaming-Community ins Bockshorn jagen lässt, vor allem bei Overwatch sollte sich besser überlegen überhaupt online zu spielen, da es bei anderen Spielen deutlich schlimmer zugeht.
Hey Korbinian,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Natürlich hast Du in vielen Deiner Ausführungen recht. Alle Spieler_innen in solchen Competitive Multiplayer Communities sollten ein dickes Fell haben, wenn Sie sich langfristig mit den entsprechenden Spielen beschäftigen möchten. Ich habe ebenfalls einige Jahre Dota2 gespielt. Ich weiß nicht, wie es heutzutage läuft, aber damals hatte Dota keine Voicechat. Und ich denke, dass genau dieser den Unterschied macht. Per Text beleidigt zu werden ist eine Sache. Per realer Stimme, wirkt auf mich um einiges persönlicher und somt treffender. Dementsprechend ist es wohl das persönliche Empfinden, dass den Beleidigungen letztendlich einen besonderen Drall verleiht. Wir sind uns aber bestimmt einige, dass egal in welcher Ausformung, solche Beleidigungen eine Community langfristig kaputt machen kann. Ich möchte persönlich auch keinen „Kuschelkurs“ fahren. Auseinandersetzungen sinf wichtig, solange sie fundiert und auf einer anständigen Grundlage stattfinden und nicht zur puren emotionalen Entladung verwendet werden.
Liebe Grüße,
Nils