GameLab-Podcast #4 – Beyond: Emotionale Involvierung

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beyond-hero-reviewWir erschrecken uns, sind gespannt, nervös, amüsiert, betroffen und manchmal verdrücken wir sogar ein Tränchen. Videospiele werben mit emotionalen Geschichten und dankend lassen wir uns entführen in eine Welt voller sentimentaler Pixelklumpen. Diesen Monat erregte besonders Beyond: Two Souls unsere Aufmerksamkeit, das neueste Werk von Quantic Dream. Nach einer ausführlichen Rezension (00:04:50) wenden wir uns den emotionalen Höhepunkten unserer Spielerfahrung zu (00:56:40) und ergründen jenes Phänomen aus wissenschaftlicher Perspektive im Interview mit Ann-Marie Letourneur (01:23:19). Mit dabei sind diesmal: Bernhard Runzheimer, Julia Dieckhoff und Stefan Simond.

GameLab-Podcast #4

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Über Stefan Heinrich Simond

Stefan Heinrich Simond (shs) publiziert und unterrichtet im Bereich der Game Studies am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Er promoviert zur Konstruktion psychischer Krankheiten und psychiatrischer Institutionen in digitalen Spielen, ist Chefredakteur bei pixeldiskurs.de und hostet den wöchentlichen Pixeldiskurs-Podcasts.

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Über Bernhard Runzheimer

Bernhard Runzheimer (br) ist ausgebildeter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf, bis er von existenziellen Sinnfragen an die Uni getrieben wurde. Von 2011 bis 2014 absolvierte er als Jahrgangsmethusalem den Bachelorstudiengang Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Obwohl er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters die Vorlieben seiner Kommilitonen für Pokemon, Transformers-Filme und ausschweifende Partys nicht wirklich teilt, hat er sich trotzdem dafür entschieden, zusätzlich den M.A. Medien und kulturelle Praxis in Marburg zu studieren. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Digital Humanities der Philipps-Universität Marburg, ist Gründungsmitglied und ehemaliger Chefredakteur des studentischen Game Studies-Kolloquiums der Philipps-Universität Marburg sowie Autor/Admin bei pixeldiskurs.de.

4 comments

  1. Hier ist mein Review von Beyond. Die Einführung lasse ich mal weg. Stefan hat das sehr gut in seinem Eingangsplädoyer zusammengefasst.

    Es lässt sich nur schwer über Quantic Dreams neues Machwerk reden, ohne auch auf ihren exzentrischen, selbsternannten, Regisseur David Cage einzugehen. Dieser hat sich selbst dem Ziel verschrieben, Spiele emotionaler zu machen. Trotz einiger Plotlöcher mochte ich die früheren Quantic Dream Titel „Fahrenheit/Indigo Prophecy“ und „Heavy Rain“, doch seit der ersten Präsentation der PS4 habe ich ein ernsthaftes Problem mit David Cage.
    Dort stellte er sich auf die Bühne und argumentierte, dass Filme emotional überzeugender geworden sind weil die Technik sich weiter entwickelt hat, als selbsternannter Regisseur muss man natürlich nicht wissen was Dogma95 ist.
    Und wie wir alle wissen sind die Star Wars Filme auch deutlich besser geworden seit sie in
    High Definition gedreht werden, weil wir jetzt viel besser die Emotionen in den Gesichtern der Schauspieler erkennen können. Ich möchte aber David Cage nicht mit George Lucas vergleichen, weil er das wahrscheinlich noch als Kompliment ansehen würde. David führt während seiner Präsentation dann weiter aus, dass sich dieses Konzept auf Videospiele übertragen lässt. Bei Videospielen heisst es, dass mehr Polygone mehr Emotionen bedeuten. Und weil
    „Beyound Two Souls“ das Spiel von Quantic Dream ist, dass die meisten Polygone hat, ist es auch nur logisch das es auch das emotionalste ist. Während seines gesamten Vortrages sagt David Cage übrigens zwölf mal „Emotion“ oder „Emotions“ in vier Minuten. Das bedeutet also David Cage selbst hat 3Epm.

    Wer selber nachzählen will:

    Aber wenn Polygone Emotionen sind, wieviel Polygone hat ein Mensch? Ellen Page, die Hauptdarstellerin von „Beyound Two Souls“ hat 30000. Die Inception-Darstellerin spielt in
    David Cages „Actiondrama“ das Mädchen Jodie, die man durch 15 Jahre ihres Lebens begleitet. Jodie ist jedoch kein normales Mädchen, sondern über eine art Leine mit dem Poltergeist Aiden verbunden. Aiden kann Sachen umwerfen, Menschen erwürgen oder in manchen Fällen sogar von ihnen Besitz ergreifen um deren Freunde und sich selbst zu töten.
    Hört sich eigentlich ganz witzig an, wird aber immer mit der selben Bewegung der zwei Analogsticks ausgeführt.
    Die Story von „Beyound Two Souls“ wird nicht linear in verschiedenen Abschnitten erzählt. Ein guter Drehbuchautor oder Regisseur kann mit einer nicht linearen Erzählstruktur durchaus einen guten Plot erzählen, beispielsweise Tarentino mit „Pulp Fiction“. Dumm nur das David Cage weder Tarentino noch ein guter Autor oder Regisseur ist.

    Bei „Beyound Two Souls“ führt die nicht lineare Struktur vorallem dazu,
    dass narrative Kontexte fehlen die für ein wenig mehr Tiefe in der Handlung gesorgt hätten.
    So sehen wir einen der Nebencharaktere wie er sich in einer Szene wie ein Arschloch verhält,
    und in der nächsten Szene hat Jodie ein Date mit ihm und der Spieler bekommt die Entscheidung überlassen ob Jodie ihn küssen soll oder nicht.
    Dadurch das man immer wieder aus immer wieder aus der Szene gezogen wird, fällt es zudem äußert schwer eine Beziehung zu Jodie herzustellen.
    Da das Drehbuch von Beyound ganze 2000 Seiten dick ist, liegt die Vermutung nah, das David Cage beim Schreiben schlicht und einfach vergessen hat was er zuvor geschrieben hat und worauf er hinaus wollte. Das würde auch erklären warum die Gesamtstory nicht wirklich weiß was sie eigentlich sein will. Denn selbst wenn sie gradlinig erzählt worden wäre, ist der Plot eine ziemliche Katastrophe. Ein bischen Militärthriller ein bischen Poltergeistgeschichten ala Stephen Kings „Carrie“, Regierungsverschwörungen, Mythologie und das eine oder andere Horrorelement, alles schön oberflächlich gehalten, mit Klischees gespickt und dann wieder zerhackt.
    Fertig ist David Cages neustes „Meisterwerk“.
    „Heavy Rain“ war trotz seiner Plotlöcher noch ein gutes und interessantes Spiel, was vorallem dem Umstand geschuldet war das man die Geschichte beeinflussen konnte, bei Beyound dagegen hat man konsequent Gefühl von dem Spiel an die Hand genommen zu werden. Zwischenzeitlich hat mich Jodie mit ihrer Oberflächlichkeit so sehr genervt das ich beschlossen habe sie einfach mal aus Frust sterben zu lassen. Wie sich herausstellte war nichtmal das möglich. Bei den eingebauten Quicktime Events kann man den Controller getrost bei Seite legen, ob man nun Tasten drückt oder nicht macht keinen Unterschied. In Kampfszenen in den Jodie sich körperlich zur Wehr setzen muss wurde dagegen auf die Anzeige von irgendwelchen Tasten verzichtet, wahrscheinlich weil man den Eindruck vermeiden wollte, dass es sich um ein Spiel handelt das nur aus Quicktime Events besteht. Stattdessen muss mit dem Stick dirigiert werden in welche Richtung Jodie ausweichen soll, was nicht wirklich gut funktioniert weil es oft nicht sehr eindeutig ist, wohin man denn jetzt ausweichen soll.
    Wirklich schade ist dabei das „Beyound Two Souls“ eigentlich wirklich gut aussieht. Wenn man mal von einigen matschigen Hintergrundtexturen absieht und davon das Quantic Dream keine Nahrungsmittel darstellen kann. Dank Motion Capturing sind die Charaktere sehr detailreich animiert und sehen überzeugend aus. Schade ist es deshalb, weil man sich zwangsläufig fragt, wozu dieses Team fähig wäre wenn sie einen Storyschreiber das selbe Talent hätte.
    An dieser Stelle sollte ich vielleicht nochmal die schauspielerische Leistung von Ellen Paige und Willem Dafoe loben, die aus dem ihm gegebenem Material noch das Beste machen was möglich ist. Leider wirken die Dialoge trotzdem oft sehr hölzern und aufgesetzt. Ansonsten bleibt mir über Beyound Two Souls nicht viel zu sagen. Es ist kein Spiel, es ist ein Film bei dem man ab und zu ein paar Knöpfe drücken muss damit es weiter geht. Ich kann mich durchaus mit den ganzen Explorationgames anfreunden und würde diese auch als Spiele bezeichnen, allerdings machen die auch Spaß. Beyound ist da eher wie eine VHS Kassette, die man in einem kaptutten Videorekorder schaut, bei dem man immer eine bestimmte Taste festhalten muss damit der Film weiterläuft. Wobei der Film an sich die Mühe nicht wert ist.
    Auf einer Skala von 1 bis 10 ist Beyound Two Souls ein 5 Tage altes Brötchen.

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