Pixelmonat August 2015

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Wenngleich es bei uns in diesem Monat zugegebenermaßen etwas ruhig war, waren andere fleißig wie gewohnt. Um unsere monatliche Rundschau perspektivisch möglichst vielfältig zu halten, wird diese in jeder Ausgabe von einem anderen Autor betreut. All dem, was der Redaktion im August als wichtig, interessant oder kurios erschien, hat sich diesmal Sabrina angenommen und haut für euch die Fundstücke in die Tasten.

Gleich zu Monatsanfang gab es weniger gute Nachrichten aus Berlin: Die Hochschule der Games Academy, erst 2014 eröffnet, wird mit Ende des laufenden Sommersemesters schließen. Warum dieser Schritt nun nötig ist, und was mit den Studierenden passiert, darüber hat Peter Steinlecher mit Thomas Dlugaiczyk, dem Gründer der Games Academy und der Hochschule, sowie dem bisherigen Rektor Sylvius Lack gesprochen.


Anlässlich der gamescom hat der Spiegel in einer anschaulichen Grafik zusammen getragen, welche Meinung deutsche Medien eigentlich zur Position von Videospielen innerhalb der Gesellschaft vertreten. Passend zum Meinungskompass gibt der Artikel in Kürze auch die Aussagen einzelner großer Medienhäuser wieder.


Dass das authentische Gestalten eines Spiels viel Einarbeitung in das jeweilige Thema und dessen ästhetische Besonderheiten bedarf, liegt vermutlich auf der Hand. Dass das im Falle von besonders blutrünstigen, brutalen und auf den Ekeleffekt abzielenden Spielen aber unschöne Auswirkungen auf die Psyche der Gamedesigner haben kann, beweist jetzt ein sehr interessantes Interview von Gamasutra. So berichtet Vic DeLeon, dass ihn die Bilder, die er sich für den Level The Flood-infested „Cortina“ in Halo 3 zu Gemüte geführt hatte, noch Wochen später verfolgten. Um möglichst realitätsnah-ekelhaft darstellen zu können, wie etwas in etwas wächst und gedeiht, hat er wochenlang Tumoren, Pilzauswüchse und Krankheiten studiert. Der Umgang mit den Flashbacks wiederum führte zu einer netten Twittertradition, der er seit mittlerweile sechs Jahren täglich pflegt.


Ganz und gar nicht eklig, sondern wunderschön mutet dagegen Everybody’s gone to the Rapture von The Chinese Room an. Spiegel-Autor Tobias Hanraths flanierte durch die pittoreske Postapokalypse, hat seinen Spaziergang lesenswert zu Papier gebracht und fasst nebenbei noch wunderbar zusammen, was den Reiz an scheinbar interaktionsarmen Spielen ausmacht.


Während Spiele wie Everybody’s gone to the Rapture vielleicht weniger Interaktionsmöglichkeit bieten, so sind sie doch reich an Narration. Und die Möglichkeit, interaktive Geschichten zu schreiben und damit Geld zu verdienen, lockt auch immer mehr Drehbuch- und Romanautoren in die Gamesbranche. Warum diese dabei aber meist scheitern, erörtert Jennifer Fraczek.


Im August ging es darüber hinaus auch fein philosophisch zu. Während Ennuigi den blanken Existentialismus im Mushroom Kingdom der Gebrüder Mario offenlegt, wagt 8-bit Philosophy den Spagat zwischen Foucaultscher Theorie und der Praxis des Selfieschießens.


Die Mehrheit der Mädchen und jungen Frauen vertritt noch immer die Ansicht, dass Videospiele primär für die männlichen Vertreter der Gesellschaft gemacht sind. Woher dieser Eindruck stammen könnte, skizziert Juliet Kahn wunderbar pointiert anhand eines Gesprächs mit ihrer jüngeren Schwester. Denn wenngleich diese kaum in Berührung mit Videospielkultur gekommen ist, so weiß sie doch sehr genau Gründe für das eingangs genannte Phänomen zu nennen – und trifft trotz ihrer Position als Außenstehende den Nagel auf den Kopf.


Das Entwicklerstudio Daybreak Games plant indes, einen neuen Server für Everquest 2 zu eröffnen. Hier finden Störenfriede und Pöbler ihr Exil und werden auch nicht wieder auf den eigentlichen Server zurückkehren können. Ob das Experiment Wirkung zeigt oder ob doch klassische Sperrungen das effektivste Mittel gegen Outlaw-Spieler sind, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.


Dass Streaming-Dienste momentan der heiße Scheiß im Internetz sind, ist wohl hinreichend bekannt. Klar, dass da auch Youtube mit auf den lukrativen Zug aufspringen möchte. Der Streamingdienst Youtube Gaming ist jetzt auch in Deutschland an den Start gegangen; leider aber fehlt bislang ein klitzekleines Feature: die App zum Livestreamen. Wann die kommt, ist fraglich. Und damit wohl ebenso der Nutzen und kalkulierbare Erfolg des ganzen Unternehmens – vor allem im Hinblick auf bereits etablierte Konkurrenten wie Twitch oder Hitbox.


Zum Schluss sei hier noch die famose Idee der Leute bei Realm Pictures erwähnt. Die zeigten sich nämlich ziemlich einfallsreich und haben kurzerhand ein Real Life Adventure über Chatroulette gestartet. Tonangebende waren die unwissenden Chatpartner.

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Über Sabrina Strecker

Sabrina Strecker (st) schreibt, seit sie schreiben kann und spielt, seit ihre Hände groß genug sind, um einen Controller zu halten. Beides verbindet sie heute als Freiberuflerin. Mit Hilfe von Hektolitern rabenschwarzen Kaffees bewältigte sie ihr Bachelorstudium der Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und setzt dieses nun im Master an der Universität Hamburg fort. Mit nicht minder starkem Kaffee-Einsatz. Alles, was sie nebenbei noch an Zeitquäntchen übrig hat, stopft sie in ihre Plattensammlung und Konzertbesuche.