Bereits in kindlichen Spielen wird Fairness groß geschrieben. Schummeln ist nicht und wer doch schummelt, fliegt raus. Und bei genauerer Betrachtung wird klar: Fairness scheint in Spielen eine besonders wichtige Bedeutung zu haben. Sei es im analogen oder digitalen Sport, in der Erwartung einer angemessenen Belohnung oder in den Lobpreisungen auf Titel wie Dark Souls, die gemeinhin hart aber fair seien. Basierend auf einem Beitrag von Christian Huberts denken wir über die Relevanz der Fairness nach.
Außerdem geht es um Through the Darkest of Times, Komplexität bzw. Unvorhersehbarkeit und das Faszinosum Warcraft 3: Reforged.
[podbean type=audio-rectangle download=1 version=1 height=122 resource=“episode=fg372-d1d1fe“]
Inhalt:
00:00 – 00:27 Spielewoche
00:27 – 00:53 Presseschau
00:53 – 01:40 Thema der Woche
Shownotes:
- Gamescomdiskurs 2018 #2 – Hakenkreuze (mit Jörg Friedrich & Sebastian Schulz)
- Complexity and Noise in Games (Elliot George)
- Spiele an der Wahlurne: Demokratie in Videospielen und der Industrie (Pascal Wagner)
- Shop des GAIN-Magazins
- Fair is foul and foul is fair: Ein Plädoyer für unfaire Games (Christian Huberts)
Ich finde es wird schon wieder ein ziemlich falsches Bild von Dark Souls in den Medien gezeichnet. Man gewinnt den Eindruck man müsse stundenlang trainieren, um überhaupt in dieses Spiel reinzukommen. Aber gerade dass der Progress im beispielsweise ersten Dark Souls sehr organisch gestaltet ist, ist die große Stärke von diesem Spiel. Man kann verschiedene Wege gehen, sodass man nicht an einem bestimmten Gegner hängen bleibt. Außerdem gibt es zig verschiedene Taktiken im Kampf und nicht nur eine bestimmte. Auch gibt es die Möglichkeit die Welt zu erkunden um Items zu finden, die einen stärker machen.. Es gibt selbst einen Coop-Modus, der das Spiel erheblich vereinfacht.
Auch ist Dark Souls kein Spiel, was nur darauf entwickelt wurde eine spezielle Hardcore-Gruppe anzusprechen. Es gab vorher nichts vergleichbares auf dem Spielemarkt und der Vergleich mit schweren NES-Games ist unpassend, da keines der oben genannten Punkte auf diese zutrifft. Im behandelten Artikel wird auch von einer Highscore-Jagd gesprochen. Aber Dark Souls ist das exakte Gegenteil davon. Es dreht sich nicht um Zahlen oder irgendeine Belohnung am Ende. Die Reise ist es worum es in Dark Souls geht und das Spieldesign ist genau darauf ausgerichtet (das ist übrigens auch in der Narration vorhanden). Es gibt auch kein End-Game in Dark Souls bzw. es ist sehr optional. Das Erlernen und Erforschen des Spiels ist hingegen die designte Core-Erfahrung, weswegen ein Easy-Mode rein gar nichts bringen würde.
Es gibt in der Souls-Community auch die Annahme, dass das erste Souls-Game was man spielt automatisch das beste für einen ist, da die eigentliche Erfahrung nur einmal vollzogen werden kann. Deswegen gibt es auch den unerfüllbaren Wunsch diese Spiele erneut blind spielen zu können. Dieses generelle elitäre Vorurteil zu Dark Souls ist meiner Meinung nach übrigens auch völlig an den Haaren herbeigezogen .
Wenn man die Entwickler dazu nötigen/zwingen will so etwas wie Easy Modes einzubauen, ist das schon sehr fragwürdig. Es gibt etliche andere Spiele mit diesen Comfort-Funktionen, aber anscheinend möchte man nur noch eine bestimmte Art von Spiel zulassen. Mit Diversität in der Spielkultur hat das hingegen leider nichts mehr zu tun.
Hm, ich würde teilweise zustimmen.
Bezüglich des Accessibility-Arguments bin ich auch der Auffassung, dass es freilich keinen Zwang geben darf, einen Easy-Mode zu implementieren. Man kann das Fehlen eines solchen Modus kritisieren, aber letztlich liegt die Entscheidung in der Hand des Studios (in dem Falle From Software). Das ist genau, was ich meine, wenn ich in der Folge hier sage, dass zwar Spiele für alle zugänglich sein sollten, aber das bedeutet nicht, dass jedes Spiel für jeden zugänglich sein muss.
Allerdings ist meine Einschätzung schon, dass die From Software-Titel sich an ein ‚Core‘-Publikum richten, insofern sie in vielerlei Hinsicht den Paradigmen der von Jesper Juul beschriebenen Casual Revolution widersprechen. Diese Spiele verlangen Hingabe, Lernbereitschaft und Frustrationstoleranz. Das ist auch vollkommen in Ordnung so und ohne jene Herausforderung handelte es sich auch nicht um die gleiche Erfahrung, wie ebenfalls in der Folge betont. Bei der Einschätzung zum ‚elitären Zirkel‘ sind wir uns wiederum einig, denke ich, denn auch hier würde ich immer betonen, dass es eine enorm zugewandte, hilfsbereite Community gibt, die elaborierte Foreneinträge und Wikis zusammenstellt, Tutorials anbietet etc.
Deshalb scheint mir die Beschreibung der From Software-Spiele als hart aber fair durchaus zutreffend.
Bei Ori and the Blind Forest wäre ich beinahe im Ginsobaum gescheitert Baum gescheitert.
Dann habe ich es auf meinem Laptop mit integrierter Grafikkarte gespielt und es hat extrem geruckelt und der Level wurde schaffbar.
Die Sportvergleiche sind ja naheliegend, was aber bei der Fairness nicht zu vergessen ist dieses „Sportsmann“ zu sein ist eine hochgradig auslegungsbedürftige Generalklausel und da grätscht dann der Rechtswissenschaftler Hans Kelsen rein: Keine Norm kann ihre eigene Auslegung absichern.
Vielleicht auch eine hermeneutische Binsenweisheit?
Passend dazu ist auch die Geschichte von dem Medienwissenschaftler der in City of Heroes nach den Regeln gespielt hat aber was dann mit den informellen Regeln nicht gepasst hat.
https://kotaku.com/college-professor-trolls-for-science-finds-people-hate-5308780