Reading Week: Themen- und Spielenachmittag im GameLab

Während der Reading Week des Fachbereichs 09 der Philipps-Universität Marburg gab es ein breit gefächertes Angebot für die Studierenden, wobei unser Kolloquium in Kooperation mit dem GameLab eine kurze Vortragsreihe zum Thema „Let’s play the War on Terror“ veranstaltete. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Thematik der Veranstaltung bereits vor mehreren Monaten festgelegt wurde und durch die Terroranschläge in Paris eine sehr ambivalente Aktualität erfuhr.

Thematisch setzten sich die Beteiligten mit Darstellungen und Reflektionen des „War on Terror“ in zeitgenössischen Video- und Computerspielen auseinander. Nach einer Einführung in die Thematik stellten Mitglieder des Kolloquiums Kurzvorträge zu ausgewählten Spielen und Projekten vor, die dann in einen Spielenachmittag übergingen. Im Fokus stand dabei unter anderem auch die Frage nach dem Potenzial zur Kriegskritik durch das Medium.

Thematische Einführung von Ann-Marie Letourneur

Thematische Einführung von Ann-Marie Letourneur

In der Einführung von Ann-Marie Letourneur, der Leiterin des GameLab, wurde das Themenfeld umrissen und die Historie der Begrifflichkeit abgesteckt, bevor Marc Nold in seinem anschließenden Vortrag die Mission „No Russian“ aus Call of Duty: Modern Warfare 2 kritisch hinterfragte, in der der Spieler an einem Massaker an unzähligen Zivilisten in einem Flughafen teilnehmen muss.

Die Frage, ob man als Spieler immer an solchen ludischen Interaktionen partizipieren muss, oder ob es gar möglich ist, Widerstand gegen das Spiel zu leisten, erörterten Kevin Pauliks und Bernhard Runzheimer in ihrem Beitrag „Krieg und Widerstand – Subversives Spielen von Computerspielen“, auch anhand der Pixeldiskurs-Serie „Let’s play pazifistisch„.

Let's play the War on Terror Board Game

Let’s play the War on Terror Board Game

Dass es manchmal besser ist, gar nicht zu spielen, verdeutlichte Katharina Halbach in ihren Ausführungen zum Browsergame September 12th, in dem man Terroristen in einem Dorf durch Raketenbeschuss ausschalten muss. Dies führt jedoch in der Folge dazu, dass durch die daraus resultierenden toten Terroristen und Zivilisten sowie die zerstörten Gebäude lediglich immer mehr Terroristen entstehen. Der einzig sinnvolle Zug des Spiels ist somit die suspendierte Spielerbeteiligung bzw. das aus WarGames bekannte Zitat „The only winning move is not to play“.

Zum Abschluss der Themenreihe präsentierte Igor Schmidt Screenshots aus ausgewählten Spielen, die im Zuge von 9/11 zensiert oder inhaltlich verändert wurden.

Spieleabend im GameLab der Philipps-Universität Marburg

Spieleabend im GameLab der Philipps-Universität Marburg

Nach der regen Diskussion mit den zahlreichen Anwesenden wurde die Veranstaltung in die Räumlichkeiten des GameLab verlegt, wo nicht nur Getränke und Snacks auf die Teilnehmer warteten, sondern vor allem die Möglichkeit bestand, einige der vorgestellten Spiele selbst auszuprobieren, unter anderem Call of Duty: Modern Warfare 2, Papers, Please und BroForce. Im Nebenraum wurden außerdem das War on Terror Board Game und Risiko gespielt.

An dieser Stelle möchten wir uns als Kolloquium für die zahlreichen Teilnahmen an der Veranstaltung bedanken. Einzelne Vorträge werden im Laufe der nächsten Wochen als eigene Artikel veröffentlicht.

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Über Bernhard Runzheimer

Bernhard Runzheimer (br) ist ausgebildeter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf, bis er von existenziellen Sinnfragen an die Uni getrieben wurde. Von 2011 bis 2014 absolvierte er als Jahrgangsmethusalem den Bachelorstudiengang Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Obwohl er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters die Vorlieben seiner Kommilitonen für Pokemon, Transformers-Filme und ausschweifende Partys nicht wirklich teilt, hat er sich trotzdem dafür entschieden, zusätzlich den M.A. Medien und kulturelle Praxis in Marburg zu studieren. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Digital Humanities der Philipps-Universität Marburg, ist Gründungsmitglied und ehemaliger Chefredakteur des studentischen Game Studies-Kolloquiums der Philipps-Universität Marburg sowie Autor/Admin bei pixeldiskurs.de.